Endschalldämpfer zu laut !
Verfasst: 01.04.2018, 12:45
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Ab Ostersonntag: Hartes Vorgehen gegen illegale Auspufftüten
30. März · Öffentlich
Oberfränkische Polizei setzt bei fehlendem dB-Killer Bauschaum ein - Fachhandel arbeitet an Gegenmittel
Seit vielen Jahren sind überlaute Motorräder Urlaubern, Einwohnern und der Polizei in der fränkischen Schweiz ein Dorn im Auge. Nachdem zahlreiche mobile und stationäre Überwachungsaktionen der letzten Jahre nicht den durchschlagenden Effekt erzielten, weil sich die Biker inzwischen per Whatsapp verständigen, greifen die Ordnungshüter jetzt zu einer neuen - und wahrscheinlich weitaus effektiveren Maßnahme.
Pünktlich zum Start in die neue Bikersaison am Ostersonntag werden mehrere mobile Einsatzkommandos an ständig wechselnden Positionen technische Kontrollen bezüglich zu lauter und nicht zugelassener Auspuffanlagen durchführen. Dabei geht es nicht um die Ahndung einer Ordnungswidrigkeit, sondern vorrangig und erstmalig um den Lerneffekt.
Grundlage dafür ist der Paragraf der „unmittelbaren Gefahrenabwehr“. Dazu zählt nach einem höchstrichterlichen Urteil inzwischen auch eine illegale, weil zu laute Auspuffanlage. Von dieser, so die Argumentation der Richter, gehe eine „erhebliche Schädigungswirkung für Leib und Leben durch Lärm “ aus.
Eine Einleitung des sonst üblichen Bußgeldverfahrens ist der Erprobungsphase (noch) nicht vorgesehen, der Verwaltungsaufwand soll zunächst so gering wie möglich gehalten werden.
Kernpunkt der geplanten Aktion ist der gezielte Einsatz von handelsüblichem und biologisch abbaubaren Bauschaum, wie er sonst zur Montage und Abdichtung von Fernstern und Türen verwendet wird. Mit diesem preiswerten, aber sehr effektiven Material wird nach einer dokumentierten Lärmmessung, die anfänglich von einem vereidigten Gutachter begleitet wird, der beanstandete Auspufftopf ausgeschäumt.
Polizeihauptkommissar Alexander Czech hat bei seiner Streifenfahrt immer genügend Dosen „Tüten-Tod“ im Koffer seiner Dienstmaschine, denn bei überlauten Auspuffanlagen hört bei ihm der Spaß eindeutig auf.
„Wir kommen mit dieser Aktion der Beschlagnahmung des illegalen Auspufftopfes, die durch das Urteil inzwischen ebenfalls möglich ist, zuvor. Mit der Verschäumung beenden wir ja effektiv, kostengünstig und mittelbar den gefahrdrohenden Zustand.“
Der erwarteten Kritik sehen die oberfränkischen Polizisten gelassen entgegen. „Nach der Verschäumung werden wir noch eine Personalienkontrolle durchführen. Zeigt sich der Kontrollierte dabei kooperativ, kann er wenige Minuten später weiterfahren. Durch die Abgase wird dann ein Teil des noch nicht komplett verfestigten und biologisch abbaubaren Bauschaumes wieder aus dem Auspuff entfernt. Es entsteht zwar ein massiver Leistungsverlust, abervor allem der gewünschte Effekt der Lärmreduzierung.“
Schon ausprobiert: Binnen Sekunden ist der illegale Auspuff ausgeschäumt. Wer jetzt nicht schnell genug wieder anlassen kann und darf , kommt nicht mehr vom Fleck. Das entsprechende Gegenmittel war bei Redaktionsschluss noch nicht lieferbar.
Zeigt sich der kontrollierte Biker dagegen uneinsichtig und legt es auf eine lange Diskussion mit den Behördenvertretern an, muss er damit rechnen, dass der Bauschaum in seinem Auspufftopf inzwischen komplett verfestigt ist und das Motorrad nicht mehr anspringt.
Auch für diese Situation hat sich die Polizei abgesichert: „Es gilt das Verursacherprinzip. Das liegt eindeutig beim Betreiber einer zu lauten Auspuffanlage. Deswegen muss er für die entstandenen Folgen aufkommen und hat keinerlei Anspruch auf Schadenersatz.“
Wie lange die zunächst als Pilotprojekt geplante Aktion fortgeführt werden soll, wird nach Auswertung erste Ergebnisse entschieden. Auch andere Polizeipräsidien, die sich aufgrund ihrer geographischen Lage mit dem gleichen Lärmproblem in Ausflugsgebieten konfrontiert sehen, haben bereits Interesse und eine Übernahme dieses ungewöhnlichen Verfahrens signalisiert.
Natürlich ist, nachdem erste Infos über die Aktion durchgesickert sind, auch die „Gegenseite“ inzwischen hellwach: eine Anfrage beim Zubehöranbieter Louis ergab zwar keine offizielle, aber immerhin sehr interessante Auskunft. Demnach bietet der in vielen Städten vertretene größte deutsche Anbieter für Motorradtechnik „zeitnah und zum vernünftigen Preis“ eine handliche und unter der Sitzbank verstaubare Lösungskartusche an, deren Inhalt zusammen mit Treibgas in der Lage sein soll, den eingesprühten Bauschaum wieder binnen Minuten zu lösen. „Wir empfehlen jedem Biker, der mit Beanstandungen rechnen muss, unser Produkt grundsätzlich zur Vorsorge mitzuführen.“ Einen Termin für den Verkaufsstart wollte unser Louis-Informant nicht nennen: „Einfach immer wieder mal nachfragen“ ist sein Rat.
Ein Polizeisprecher gibt sich, auf diese Gegenmaßnahme angesprochen, gelassen: „die Kollegen führen an den Kontrollstellen ausreichend Bauschaum mit, um notfalls nachzusprühen.“
Im Gegensatz zu den sonst veröffentlichten Schwerpunktkontrollen, die die Polizei alljährlich zum Saisonstart durchführt, werden weder Ort noch Zeitpunkt der Aktionen vorher angekündigt. „Wir werden nicht nur auf den bekannten Bikerrouten in der Fränkischen, im Frankenwald und im Fichtelgebirge präsent sein, sondern auch auf Nebenstraßen und in kleinen Ortschaften kontrollieren.“
Antenne Bayern-Studiotechniker Josef Nullinger stellt bei der Kulmbacher Bikersternfahrt sein frisiertes Zündapp-Mofa für eine „Tüten Tod“-Demonstration zur Verfügung.
Eine öffentliche Demonstration der Maßnahme wird es dennoch geben: auf der alljährlichen Bikersternfahrt, die dieses Jahr wieder am 21. und 22. April in Kulmbach stattfindet, wollen die Beamten mithilfe beschlagnahmter „Krawalltüten“ zu jeder vollen Stunde nachweisen, wie einfach und effektiv ihre neue Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr beiträgt.
Ab Ostersonntag: Hartes Vorgehen gegen illegale Auspufftüten
30. März · Öffentlich
Oberfränkische Polizei setzt bei fehlendem dB-Killer Bauschaum ein - Fachhandel arbeitet an Gegenmittel
Seit vielen Jahren sind überlaute Motorräder Urlaubern, Einwohnern und der Polizei in der fränkischen Schweiz ein Dorn im Auge. Nachdem zahlreiche mobile und stationäre Überwachungsaktionen der letzten Jahre nicht den durchschlagenden Effekt erzielten, weil sich die Biker inzwischen per Whatsapp verständigen, greifen die Ordnungshüter jetzt zu einer neuen - und wahrscheinlich weitaus effektiveren Maßnahme.
Pünktlich zum Start in die neue Bikersaison am Ostersonntag werden mehrere mobile Einsatzkommandos an ständig wechselnden Positionen technische Kontrollen bezüglich zu lauter und nicht zugelassener Auspuffanlagen durchführen. Dabei geht es nicht um die Ahndung einer Ordnungswidrigkeit, sondern vorrangig und erstmalig um den Lerneffekt.
Grundlage dafür ist der Paragraf der „unmittelbaren Gefahrenabwehr“. Dazu zählt nach einem höchstrichterlichen Urteil inzwischen auch eine illegale, weil zu laute Auspuffanlage. Von dieser, so die Argumentation der Richter, gehe eine „erhebliche Schädigungswirkung für Leib und Leben durch Lärm “ aus.
Eine Einleitung des sonst üblichen Bußgeldverfahrens ist der Erprobungsphase (noch) nicht vorgesehen, der Verwaltungsaufwand soll zunächst so gering wie möglich gehalten werden.
Kernpunkt der geplanten Aktion ist der gezielte Einsatz von handelsüblichem und biologisch abbaubaren Bauschaum, wie er sonst zur Montage und Abdichtung von Fernstern und Türen verwendet wird. Mit diesem preiswerten, aber sehr effektiven Material wird nach einer dokumentierten Lärmmessung, die anfänglich von einem vereidigten Gutachter begleitet wird, der beanstandete Auspufftopf ausgeschäumt.
Polizeihauptkommissar Alexander Czech hat bei seiner Streifenfahrt immer genügend Dosen „Tüten-Tod“ im Koffer seiner Dienstmaschine, denn bei überlauten Auspuffanlagen hört bei ihm der Spaß eindeutig auf.
„Wir kommen mit dieser Aktion der Beschlagnahmung des illegalen Auspufftopfes, die durch das Urteil inzwischen ebenfalls möglich ist, zuvor. Mit der Verschäumung beenden wir ja effektiv, kostengünstig und mittelbar den gefahrdrohenden Zustand.“
Der erwarteten Kritik sehen die oberfränkischen Polizisten gelassen entgegen. „Nach der Verschäumung werden wir noch eine Personalienkontrolle durchführen. Zeigt sich der Kontrollierte dabei kooperativ, kann er wenige Minuten später weiterfahren. Durch die Abgase wird dann ein Teil des noch nicht komplett verfestigten und biologisch abbaubaren Bauschaumes wieder aus dem Auspuff entfernt. Es entsteht zwar ein massiver Leistungsverlust, abervor allem der gewünschte Effekt der Lärmreduzierung.“
Schon ausprobiert: Binnen Sekunden ist der illegale Auspuff ausgeschäumt. Wer jetzt nicht schnell genug wieder anlassen kann und darf , kommt nicht mehr vom Fleck. Das entsprechende Gegenmittel war bei Redaktionsschluss noch nicht lieferbar.
Zeigt sich der kontrollierte Biker dagegen uneinsichtig und legt es auf eine lange Diskussion mit den Behördenvertretern an, muss er damit rechnen, dass der Bauschaum in seinem Auspufftopf inzwischen komplett verfestigt ist und das Motorrad nicht mehr anspringt.
Auch für diese Situation hat sich die Polizei abgesichert: „Es gilt das Verursacherprinzip. Das liegt eindeutig beim Betreiber einer zu lauten Auspuffanlage. Deswegen muss er für die entstandenen Folgen aufkommen und hat keinerlei Anspruch auf Schadenersatz.“
Wie lange die zunächst als Pilotprojekt geplante Aktion fortgeführt werden soll, wird nach Auswertung erste Ergebnisse entschieden. Auch andere Polizeipräsidien, die sich aufgrund ihrer geographischen Lage mit dem gleichen Lärmproblem in Ausflugsgebieten konfrontiert sehen, haben bereits Interesse und eine Übernahme dieses ungewöhnlichen Verfahrens signalisiert.
Natürlich ist, nachdem erste Infos über die Aktion durchgesickert sind, auch die „Gegenseite“ inzwischen hellwach: eine Anfrage beim Zubehöranbieter Louis ergab zwar keine offizielle, aber immerhin sehr interessante Auskunft. Demnach bietet der in vielen Städten vertretene größte deutsche Anbieter für Motorradtechnik „zeitnah und zum vernünftigen Preis“ eine handliche und unter der Sitzbank verstaubare Lösungskartusche an, deren Inhalt zusammen mit Treibgas in der Lage sein soll, den eingesprühten Bauschaum wieder binnen Minuten zu lösen. „Wir empfehlen jedem Biker, der mit Beanstandungen rechnen muss, unser Produkt grundsätzlich zur Vorsorge mitzuführen.“ Einen Termin für den Verkaufsstart wollte unser Louis-Informant nicht nennen: „Einfach immer wieder mal nachfragen“ ist sein Rat.
Ein Polizeisprecher gibt sich, auf diese Gegenmaßnahme angesprochen, gelassen: „die Kollegen führen an den Kontrollstellen ausreichend Bauschaum mit, um notfalls nachzusprühen.“
Im Gegensatz zu den sonst veröffentlichten Schwerpunktkontrollen, die die Polizei alljährlich zum Saisonstart durchführt, werden weder Ort noch Zeitpunkt der Aktionen vorher angekündigt. „Wir werden nicht nur auf den bekannten Bikerrouten in der Fränkischen, im Frankenwald und im Fichtelgebirge präsent sein, sondern auch auf Nebenstraßen und in kleinen Ortschaften kontrollieren.“
Antenne Bayern-Studiotechniker Josef Nullinger stellt bei der Kulmbacher Bikersternfahrt sein frisiertes Zündapp-Mofa für eine „Tüten Tod“-Demonstration zur Verfügung.
Eine öffentliche Demonstration der Maßnahme wird es dennoch geben: auf der alljährlichen Bikersternfahrt, die dieses Jahr wieder am 21. und 22. April in Kulmbach stattfindet, wollen die Beamten mithilfe beschlagnahmter „Krawalltüten“ zu jeder vollen Stunde nachweisen, wie einfach und effektiv ihre neue Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr beiträgt.