Peter_C6 hat geschrieben:Was ich bei diesen Diskussionen nicht verstehe, ist die dogmatische Sicht, die RR wäre nur für die Rennstrecke gebaut worden. Ich besitze 7 Rennräder und jedes kann ich aus dem Keller holen und sofort ein Rennen fahren. Mit der RR geht das nicht. Das Fahrwerk ist im Serientrimm eher für die Landstraße ausgelegt, die sehr starke Mitte ist auf der Rennstrecke unnötig und kostet nur Leistung. Die Verkleidung gehört nicht auf die Rennstrecke etc. Sicher kann man sie umbauen, aber wäre sie in erster Linie für die Rennstrecke gebaut, könnte man sie im Serientrimm meiner Meinung nach nicht auf der Landstraße fahren, was ich aber vom Laden weg kann.
Vergleicht man die Durchzugswerte von Motorrädern, gibt es nur wenige, die mit der RR mithalten können, warum sollte sie also nicht auf die Landstraße gehören und warum sollte man mit einem Rennrad keine Touren fahren?
Ich glaube, wer so sagt "dafür ist sie gebaut worden" meint das nicht im wahrsten Sinne des Wortes und im Gedanken an einen 5 Millionen Euro Moto GP Prototyp, sondern meint es im Sinne, dass es kein anderes Motorrad gibt, das sich direkt aus dem Verkaufsraum so gut für die Rennstrecke eignet. Ich sehe das eher als relative Aussage im Vergleich mit Nakeds, Enduros, Choppern usw. an, denn die Rennstreckenbasis ist bei Supersportlern, aber speziell der S1000RR einfach ausgezeichnet. Das zweite ist sicherlich, dass viele Leute (mich eingeschlossen) denken, dass kein Mensch 200 PS für die Landstraße braucht und man schon gewisse Kompromisse beim Fahrkomfort und der Sitzhaltung eingehen muss. Ich fahre mit der S1000RR auch auf der Landstraße, weil ich es möchte, aber ich weiß, dass es sicher Motorräder gibt, die dafür prinzipiell besser geeignet sind. Umgekehrt gibt es aber kaum was, das besser für die Rennstrecke geeignet ist und das ist glaube ich das, was dann mit dem Spruch "die ist für die Rennstrecke gebaut" gemeint ist.
In dem Zusammenhang nur mal kurz am Rande: ich muss selbst jedes mal über den totalen Unsinn von BMW lachen, das Bling Bling Paket für die HP4 "Competition" zu nennen. Competition heißt Wettbewerb, als Rennen. Und dafür ist das Paket überhaupt nicht geeignet, jeder der Rennen fährt wird genau diese Teile als erstes wieder abbauen. Aber wie gesagt, das nur am Rande.
Peter_C6 hat geschrieben:Ich fahre keine Rennen, dieser Zug ist längst abgefahren. Also, was sollte ich auf einer Rennstrecke? Wird im Kreis zu fahren nicht auch langweilig, wenn man keine Gegner hat, um sich im Rennen zu messen? Kann man überhaupt an die Grenzen gehen, wenn man eine gewisse Anzahl von Stürzen nicht einfach mit einplant? Die Profis jedenfalls fliegen nonstop von der Strecke.
Den Gedanken verstehe ich, meiner rein persönlichen Meinung nach glaube ich aber, dass es der falsche Denkansatz ist. Zum einen bin ich überzeugt, dass das Fahren auf der Rennstrecke einen auch ohne Rennteilnahme zum besseren Motorradfahrer macht, der sein Motorrad besser beherrscht, als jemand, der nur auf der Landstraße fährt. Ein Rennstreckentraining ist immer auch ein Fahrsicherheitstraining und bringt die Leute fahrerisch voran, gerade wenn es auch mal in Strömen gießt und man dann nicht im Fahrerlager oder der Box sitzen bleibt.
Ich war zwar 25-30 Tage auf der Rennstrecke, werde aber erst dieses Jahr im Juli am ersten Rennen teilnehmen, das hat bisher einmal wegen Wetter und einmal wegen einem Defekt nicht geklappt. Deshalb kann ich sagen, dass auch das Fahren alleine gegen sich und die Uhr Spaß macht, auch ohne Rennen. Selbst wenn man ohne Laptimer fährt macht es in meinen Augen viel Spaß, die aktuelle Runde besser zu fahren, als die Runde davor. Und es macht Spaß, nicht nur den ersten Gang, sondern auch mal den vierten, fünften und sechsten Gang ausdrehen zu können, ohne mit einem Bein im Gefängnis zu landen. Besseres Beschleunigen, besseres Bremsen und eine bessere Linie machen eben Spaß, auch ohne Rundenzeit und Rennen.
Das mit den Stürzen ist auch so eine Sache. Mich hat es bei meinem allerersten Mal auf der Rennstrecke hingelegt, weil ich kein Gefühl für das Limit und vielleicht auch noch relativ wenig Fahrpraxis hatte (ca. 1,5 Jahre). Da denkt man erst mal "geil, das macht Spaß" und dann geht es genau um das Thema von eben - jede Runde etwas besser und etwas mehr als vorher. Irgendwann haben dann wegen einer schlechten Sitzposition erst die Stiefel geschliffen, dann das Knie und dann hat es am Mittag auch leicht das Regnen angefangen, bis einfach das Vorderrad mal weggerutscht ist, weil ich keine Ahnung hatte, was dann noch geht und was nicht. Die restlichen 25-30 Tage waren bei mir vollständig ohne Sturz, 5-6 mal bin ich dann mal wo mit Karacho durchs Kiesbett gerauscht, weil es doch etwas zu schnell war, aber das habe ich jedes mal aufrecht geschafft. Mein letztes Kiesbett ist aber nun auch schon zwei Jahre und 10-15 Tage her. Ich bin alles andere als ein Profi, aber die Zeiten reichen, um in der zweitschnellsten Gruppe immer der Schnellste zu sein, zukünftig werde ich mich in der schnellsten Gruppe anmelden. Will sagen - ganz langsam bin ich auch nicht mehr und das ohne Mega Sturzquote, das ist halt ein wenig von jedem selbst abhängig, wie man fährt und wie man vielleicht auch an die Sache ran geht. Ich kann zwar nicht ausschließen, dass man irgendwann bei 95% steht und die letzten Zehntel oder die letzten 5% dann doch nur noch über Stürze zu finden sind - wichtig ist aber, dass man auch ohne Stürze sehr, sehr viel Spaß auf der Rennstrecke haben kann.