von MSHPU » 10.07.2012, 22:34
Das ist gefühlt vielleicht so, aber exakte Zahlen haben wir nun beide nicht zur Hand. Ich spreche auch von Renntrainings und nicht von Touristenfahren, die ich für überflüssig und gefährlich halte, speziell der Unfug am Nürburgring mit dem Mischbetrieb von Auto und Motorrad oder dem Fahren mit dem Motorrad direkt nachdem irgendein 18-jähriger den Kühlerinhalt von seinem tiefegelegten Golf II auf der Strecke verteilt hat.
Wenn ich mir so meine 22 Rennstreckentage anschaue, ist ein einziges mal jemand mit dem Hubschrauber abtransportiert worden, alle anderen sind von selber aufgestanden. Nehme ich mal stark vereinfacht an, dass jeder Teilnehmer 200 km am Tag fährt und 120 Leute am Training teilnehmen, dann sind alleine an Trainings, an denen ich persönlich anwesend war, 528.000 km Rennstrecke gefahren worden, bei einem einzigen schlimmeren Unfall. Ich lese bei Racing 4 Fun nicht jeden Thread, aber ich kann mich glaube ich in den letzten Jahren im Schnitt an ca. einen Rennstrecken-Todesfall pro Jahr erinnern, was ich nicht viel finde, wenn man sich überlegt, dass von April bis Oktober quasi jeden Tag irgendwo auf einer Rennstrecke in Europa ein Training angeboten wird. Auch die allermeisten der bewegenden Nachrufe von ehemaligen Rennstreckenfahrern weisen fast immer darauf hin, dass derjenige nicht auf der Rennstrecke verstorben ist, sondern im öffentlichen Straßenverkehr oder eben aus ganz anderen Gründen.
Das ist aber alles statistisch völlig irrelevant und auch nur ein Gefühl meinerseits. Wichtig ist aber sicher auch noch was anderes - es geht ja nicht um den Unfall an sich, der ist für eine Krankenkasse oder Unfallversicherung irrelevant, es geht um den Schaden, der dabei entsteht. Verletzung, Invalidität oder Todesall, das sind wohl die drei Kategorien in denen da gedacht wird. Verletzung ist am besten weil kurzfristig, Todesfall auch gut weil noch relativ preiswert, schlimm für eine Versicherung ist wohl eine permanente Invalidität, denn die kostet mehr als der Versicherte eingezahlt hat. Selbst wenn bei einem Rennstreckentraining über den Tag 6-7 Stürze dabei sind ist davon meistens höchstens ein Fahrer mal etwas mehr verletzt, so dass eine Unfallversicherung zum tragen kommt. Eine Invalidität habe ich noch nie erlebt. Auf der Landstraße mag die absolute Sturzquote vielleicht sogar niedriger sein, als auf der Rennstrecke, die Auswirkung dürfte aber deutlich schlimmer sein. Da sind eben nicht 95% der Stürze harmloser Vorderradrutscher in die Wiese oder ins Kiesbett sondern ein relativ hoher Anteil zerschellt an einem Pkw, an einem Baum oder an einer Leitplanke. Pro Sturz wird also die Invaliditäts- u. Todesfallrate deutlich höher liegen und das ist nicht nur für den Fahrer fatal, sondern auch für die Versicherung, daher erscheint mir die pauschale Logik "Rennstrecke = mehr Stürze = mehr Gefahr" viel zu kurz gegriffen, um die tatsächlichen Gefährdungsverhältnisse richtig darzustellen.
2012 BMW S1000RR Motorsportfarben