von MSHPU » 21.07.2013, 13:08
Ich verstehe, was Wobbly sagen will, habe nur auch ein paar Schwierigkeiten mit der Argumentation. Erst einmal ist es schwierig, verschiedene Epochen mit den gleichen Maßstäben zu bewerten. Eine CB750 mag heute eine Legende sein und vielleicht ist es auch eine 1985er GSX-R 750. Ich glaube nur, dass es mindestens 15 Jahre zu früh ist, um ein abschließendes Urteil über die S1000RR zu fällen, das wäre heute noch nicht fair. Ein Messi ist auch heute noch keine Legende, er ist vielleicht der beste der Welt, aber ob man ihn in 50 Jahren für besser und wichtiger hält, als Pele oder Beckenbauer, ist heute noch überhaupt nicht absehbar.
Das mit dem Verkaufspreis ist auch ein etwas schwieriges Argument. Das unterstreicht definitiv den Wert und die Bedeutung der Honda, aber auch hier ist es viel zu früh, eine Parallele zur S1000RR zu ziehen. Wer will denn heute wissen, ob in 30 Jahren nicht auch eine 2010er S1000RR im Originalzustand auch für mehr verkauft werden kann, als sie neu gekostet hat. Dazu gehört auch immer die Inflation, die jetzt bei der S1000RR noch gar keine Rolle spielen kann. Vielleicht sagt man dann auch, dass die S1000RR im Supersportbereich alles verändert hat und hat dann ein in Sammlerkreisen begehrtes Stück. Vielleicht auch nicht. So oder so ist es für ein Urteil zu früh. Aus meiner Sicht spricht aber schon alleine die Segmentierung dagegen, dass heute irgendein Motorrad eine ähnliche Entwicklung nimmt. Wenn ich mir die Honda auf einem Foto anschaue, sieht das für mich wie ein Sofa aus, sprich Tourer oder auch das was man vielleicht Allrounder nennt. Trotzdem ist man damit wohl sogar Rennen gefahren oder hat in den 70ern Chopperumbauten gemacht. Es gab eben viel weniger verschiedene Motorradtypen, so dass so ein Modell eine viel breitere Basis hatte. Heute schaut doch der typische Tourenfahrer die Supersportlergruppe nicht mit dem Hintern an und die Chopperleute würden nie eine 2 Meter lange Gabel an die S1000RR bauen. Anders herum würde heute niemand einfallen, mit einer Honda CBF Rennen zu fahren. Dazu hat sich das Metier viel zu sehr verändert und ist ähnlich wie bei den Pkws mit den ganzen Crossovers viel segmentierter geworden. Alleine deswegen sehe ich da kaum Parallelen.
Ich glaube auch, dass die Unterhaltskosten eines Supersportlers bauartbedingt höher liegen, als bei anderen Modellen, die sind einfach hochgezüchteter und durch die Verkleidungen auch wartungsunfrendlicher als andere Motorräder. Das führt zwar auch bei mir zum Raunen, wenn ich an der Kasse stehe, um die Werkstattleistungen zu bezahlen, das nimmt man aber auch irgendwie in Kauf, wenn man so ein Motorrad anschafft. Das ist aber auch nur der eine Teil, das zweite sind Defekte und da kommt vielleicht tatsächlich in einem Jahr eine üble Welle auf uns zu, wenn bei den ganzen 2010ern auch die Garantieverlängerungen ausgelaufen sind und man dann doof da steht. Ich weiß es nicht. Bisher hat sich BMW da kulant verhalten, aber wer will das noch abschätzen.
Das ist für mich aber nicht mal ein spezielles S1000RR Problem, sondern eine generelle Entwicklung in der Gesellschaft. Bei Aprilia und Ducati werden Defekte als Emotion geduldet, bei Harley Davidson freuen sich die Leute sogar, wenn wieder was kaputt geht, das ist dann eben eine kultige Harley. Die Mentalität hat sich verändert und heute ist es eben so, dass sowas akzeptiert wird, das gilt auch für alle anderen Produkte des täglichen Bedarfs, die Welt ist eben anders geworden. Ich finde das auch nicht immer gut, aber es ist einfach so.
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MSHPU am 21.07.2013, 13:10, insgesamt 2-mal geändert.
2012 BMW S1000RR Motorsportfarben