Sehr geehrter Herr ______,
hiermit kommen wir zurück auf unseren Zwischenbescheid.
Wie viele Motorradfahrer ist auch BMW Motorrad von der kurzfristigen Verordnung der Tiroler Landesregierung sowie deren sachlich zweifelhaften Begründung überrascht worden.
Auch wenn viele Motorradfahrer den Wunsch nach einem kernigen Sound haben, steht bei unserem Entwicklungsprozess nicht im Vordergrund, ein Motorrad so laut wie möglich zu machen, sondern vielmehr einen einzigartigen und emotionalen Sound zu generieren. Die von uns produzierten Motorräder erfüllen im Serienstand selbstverständlich alle zum Produktionszeitraum geltenden (europäischen) Geräuschvorschriften.
Die generelle Richtung, dass man die Geräuschemissionen im realen Betrieb verbessern will, tragen wir in der Motorradindustrie mit. Zudem unterstützen wir die Schließung illegaler Schlupflöcher, wenn es um nicht zugelassene Abgasanlagen oder Manipulationen geht. Mit welcher Geräuschemission ein Motorrad letztendlich unterwegs ist, hängt teilweise aber auch von der Bedienung durch den Fahrer ab. Die Gasgriffstellung, gewählter Gang und die Drehzahl beeinflussen im Wesentlichen die Geräuschemissionen. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam im Übrigen sogar die Studie, die die Tiroler Regierung in Auftrag gegeben hatte, wonach vor allem hochtourige Motorengeräusche (z.B. bei Beschleunigungsvorgängen) als störend empfunden werden. Hier befürworten wir aber eher Aufklärung im Rahmen der Motorradausbildung und spezielle Kampagnen als reine Verbote mit einer unklaren Rechtsgrundlage und einer sachlich zweifelhaften Anknüpfung an das im Fahrzeugschein ausgewiesene Standgeräusch.
Die Frage, ob mit einer kurzfristigen technischen Lösung für die betroffenen Modelle von Seiten BMW Motorrad zu rechnen ist, müssen wir leider mit nein beantworten. Entwicklungsarbeit braucht Zeit und eine verlässliche gesetzliche Basis in Form von längerfristig gültigen Vorgaben bei der Fahrzeughomologation. Da Beides in diesem sehr speziellen Fall nicht gegeben ist, gibt es von Seiten BMW Motorrad vorerst leider keine Handlungsoption in Form einer technischen Nachrüstung Ihrer BMW S 1000 XR. Hierfür bitten wir um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Steffen Kraft
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BMW Motorrad Direct
80788 München
e-raser hat geschrieben:Leiseres Standgeräusch mit TÜV-Segen in Fahrzeugschein eintragen lassen
In einem Forum hat kürzlich jemand beschrieben, dass bei einem TÜV-Besuch ein anderer XR-Fahrer zeitgleich seine messen lies: das Standgeräusch lag bei 93,3 dB. Dies wurde so in den Fahrzeugschein eingetragen, dieser XR-Fahrer ist jetzt "Tirol-tauglich". Daraufhin habe ich mich bei meinem regionalen TÜV erkundigt:
- Es gab schon etliche Anfragen hierzu seit Ankündigung der Tiroler.
- Ein BMW-Händler selbst hat eine XR (Vorführer mit einigen tausend km) dort erst kürzlich messen lassen, U.1 lag auch hier bei 93 dB.
- Man muss jedoch einen Prüfer finden, der dies einträgt (die angefragte TÜV SÜD-Niederlassung macht dies NICHT mangels Rechtssicherheit - genauso wie BMW kurzfristige Hardware-Änderungen verneint; alle Parteien sind vom Tiroler Schnellschuss und der wackligen rechtlichen Lage verunsichert (wenn etablierte Spielregeln nicht mehr gelten und missachtet werden, auf was kann man dann noch vertrauen?) und machen vorsichtshalber erstmal - NICHTS.
Konkreter: ohne einer technischen Änderung (Zubehör-ESD) welche die Eintragung eines niedrigeren Wertes begründen könnte, ist es ihnen schlicht zu ungewiss, d. h.: an diesem Standort mit Serien-ESD keine Eintragung.- Heißt im Umkehrschluss aber auch: es ist theoretisch möglich, sein Motorrad messen und diesen (niedrigeren) Standgeräusch-Wert in die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen.
Fazit:
- Jeder Sachverständige wird dies anders handhaben. Im Zweifel nachfragen.
- Meinem regionalen TÜV war auch nicht bekannt, wie genau evtl. die Österreicher das Standgeräusch messen und ob es dort auch wie in Deutschland die 5 dB Toleranz-Regel gibt. Da hier auch die Umgebungsbedingungen von Relevanz sind (krasses Beispiel: einmal auf Freifläche = niedrigerer Wert, einmal im Tal gemessen = höherer Wert), können Ergebnisse höher ausfallen. In dem Fall wäre es also problematisch, einen niedrigeren Wert eingetragen als real gemessen zu haben.
- Warum BMW die XR mit 98 dB homologiert hat, wenn anscheinend (einzelne, bisher mir nur genau 2 Fälle bekannt) bis zu 5 dB niedriger real anzutreffen sind, kann nur gemutmaßt werden. Tippe auf Serienstreuung, Vereinfachung der Qualitätskontrolle im Werk, Ausnutzung der rechtlichen Vorgaben (EURO-Norm) bis Maximum, Puffer/Absicherung für die Zukunft (werden Endtöpfe mit zunehmender Laufleistung nicht lauter? Dämmmaterial?). Wäre noch eine Frage an BMW wert.
Mein Fazit:
Hat sich zunächst als schnelle und potenziell bezahlbare "Lösung" angehört, wenn es mir auch widerstrebt nach den unsinnigen Tiroler Regeln zu spielen. Doch sogar wenn man einen Sachverständigen findet der die Papiere eintragungsreif für den Gang zur Zulassungsstelle macht, bleibt offen:
- Was kostet der gesamte Vorgang
- Wie belastbar ist es (schaufelt man sich nicht sein eigenes Grab, Stichwort unterschiedliche Messmethoden/Rahmenbedingungen in der Praxis, Alterung der Hardware etc.)
- Wie lange trägt es (wird nächstes Jahr auf 92 dB abgesenkt oder "nach Ermessen des Beamten" eine Messung ermöglicht oder gar vorgeschrieben (der reine Blick in den Fahrzeugschein also entfallen), das ganze sowieso rechtlich gekippt oder oder oder)
- Ist es reversibel (ein höherer Wert eintragbar)
Wer sich also auf das Niveau der Tiroler begeben (nach ihren Regeln spielen, egal wie sinnvoll oder sinnbefreit) möchte und einen willigen Sachverständigen findet, könnte seine XR auf dem Papier leiser machen lassen - sofern sie das in der Praxis (Messung) natürlich auch ist. Bessere Chancen dazu - so perfide das auch klingt - haben Fahrer mit Zubehör-Tüten, da hier ein Grund zur Überprüfung und Eintragung vorliegt, mit originalem Auspuff (kein Grund für Abnahme/Eintragung) sieht es je nach Prüfer mau aus. Alle Angaben natürlich ohne Gewähr, fragt selbst euren TÜV, DEKRA etc..
Svcrasher hat geschrieben:ich denke ein Fahrverbot für eine definierte Gruppe an Motorrädern ist besser als die Sperrung der Strecke für alle Motorräder wie in so manchen Streckenabschnitten bei uns in der heimischen Region.
Deshalb verstehe ich nicht ganz die Aufregung.
Wenn die Sperrung ab 95DB rechtswidrig sein sollte, und dies gekippt wird. Wird Tirol doch sicherlich den Abschnitt komplett für Motorräder sperren.
Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber ich verstehe aktuell das gejammer nicht.
Nur weil wir nicht mehr dort fahren könne, sollen die anderen (die leiseren) das auch nicht tun, oder was?
Svcrasher hat geschrieben:Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber ich verstehe aktuell das gejammer nicht.
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