Liebe XR Interessierte:
Toller Thread für alle, die vor einer möglichen Kaufentscheidung stehen.
Ich bin von der 2017er auf die 2020er XR umgestiegen. Alles, was sofort positiv auffällt, wurde bereits erwähnt. Selbst eine kurze Probefahrt offenbart jedem die wichtigsten Verbesserungen. Die alte XR war ein sehr gutes Motorrad, die Neue ist es auch. Der Vergleich mit Pamela und Claudia beschreibt es am griffigsten
Ich habe insgesamt 4000km und davon 3000km Urlaubsfahrt durch Europa mit Sozius und Gepäck mit der neuen XR gefahren. Hier möchte ich die Beobachtungen der anderen „Tester“ und Schreiber mit meinen ergänzen:
Kaltstart:
Mich wundert, dass es noch keinen wirklich gestört hat, dass der Motor nach einem Kaltstart mit über 2500 U/min jubelt. Und das für eine gefühlte Ewigkeit. Sollte man jetzt vergessen haben, den Startvorgang ohne eingelegten ersten Gang zu vollziehen und muss diesen nun einlegen, folgt nicht der von Anderen beschriebene Klong, sondern ein mechanisches Geräusch, dass man noch im Nachbardorf hört. Ich hoffe, das Getriebe macht das für immer klaglos mit.
Will man nun nicht abwarten, bis sich der Leerlauf beruhigt hat (dauert über 30sec) sondern die Anwohner schonen und sofort losfahren, dann rennt die Fuhre mal locker mit 25km/h im Standgas über den Parkplatz. Viel schleifende Kupplung führt zu Abhilfe.
Ich erwarte mit jedem Update des Mapping eine Verbesserung, hatte doch das Vorgängermodell dieses Verhalten nicht. Möglicherweise ist es aber der Tatsache geschuldet, dass der Motor knapp über normalem Standgas weniger Drehmoment hat als der Vorgänger. Zu nachlässiges zu schnelles Einkuppeln hat meine XR schon mal mit Abwürgen quittiert. Stimmt – alles nur ein Bedienungsfehler, ist mir auch häufiger bei meiner Zündapp KS80 passiert.
Hitze vom Motor:
Mich wundert auch, dass sich noch keiner meiner Vorredner über die ungünstigere Lüftführung der Kühlluft geäußert hat. Bei hochsommerlichen Temperaturen springt der Lüfter erstaunlich früh, für mich früher als beim Vorgänger, an und bläst einem die heiße Luft durch die Spalte zwischen Rahmen und Tankverkleidung auf Beine und Körper. In der Sonne vor einer roten Ampel nicht schön. War beim Vorgänger anders.
Spritzschutz am Heck:
BMW hat im Testbetrieb scheinbar immer schönes Wetter gehabt. Bei Regen und verschmutzen Straßen wäre ihnen aufgefallen, dass der aufgewirbelte Dreck nicht nur das Federbein und das gesamte Heck sehr stark verschmutzt, sondern man findet den Straßendreck auch anschließend im Staufach unter der Sitzbank. Kannte ich beim Vorgänger so auch nicht.
Blinker im Bremslicht hinten:
Es gibt einen anderen Thread dazu. Hier sei nur erwähnt, Mitreisende hinter mir haben sich mehrfach unaufgefordert beschwert, dass sie beim Abbiegen meinen Blinker nicht oder viel zu spät gesehen haben. Schade.
Fahrwerk:
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich fuhr vor den XRs eine Öhlins gedämpfte und gefederte Multistrada. Liebe BMW Fans (ich bin auch einer) es tut mir leid, aber an diese Performance kann die XR lange nicht ranreichen. Ich kann die Strategie der BMW Ingenieure nur schwer nachvollziehen. Im Dynamic Modus für die glatt gebügelte perfekte Landstraße schaltet man die Federung nahezu ab. Bei einer guten Strasse ist das ja auch bestens. Die Reifen übernehmen das Federn und Dämpfen. Wehe es kommt eine Querfuge. Die bekommt der Fahrer in den Handgelenken und der Sozius im Rückgrat deutlich zu spüren. Schaltet man nun auf schlechterem Geläuf auf Road, wippt alles gerne nach, richtig komfortabel und sensibel ist es aber immer noch nicht. Dazu wechselt auch die Software gerne die Dämpfung nach nicht erkennbarem Muster. Eine komplizierte Logik entscheidet. Leider nicht immer nach meinen Bedürfnissen. Immer wieder muss man herbe Schläge verkraften.
Hier wünscht man sich eine Handy-App, in der man alles einstellen kann. Vorspannung, Druck- und Zugstufe, Highspeed und Lowspeed. Nur für die, die es wollen. Die Hardware würde es ja hergeben. Besagte Multistrada konnte das sogar im Menü. Herrlich.
Zusammenfassend, wer nun glaubt, ich finde die neue XR sei weniger gut als die Alte. Nein! Sie ist ein nahezu perfektes, sehr einfach und auch schnell zu fahrendes Mopped. Die Kleinigkeiten oben lassen sich ja beheben, zur Not mit teurem Zubehör. Alles andere ist super.
Zum Schluss ein Wort zum viel zitierten Sound. Einer meiner Kaufgründe war tatsächlich der geringere Krawall. In meinem Alter macht es auch leise Spaß.
Der Druck auf Motorradfahrer, die sich nun mal in der Minderheit befinden, wird immer größer, leiser zu werden. In Zeiten, in denen man sich im Bundestag mit einem generellen Fahrverbot für Motorräder an Sonn- und Feiertagen beschäftigt, hat BMW alles richtig gemacht, indem die 2020er XR eine deutliche Portion sozialverträglicher geworden ist. Danke.
Gruß aus dem bergigen Bergischen.