Leiseres Standgeräusch mit TÜV-Segen in Fahrzeugschein eintragen lassenIn einem Forum hat kürzlich jemand beschrieben, dass bei einem TÜV-Besuch ein anderer XR-Fahrer zeitgleich seine messen lies: das Standgeräusch lag bei
93,3 dB. Dies wurde so in den Fahrzeugschein eingetragen, dieser XR-Fahrer ist jetzt "Tirol-tauglich". Daraufhin habe ich mich bei meinem regionalen TÜV erkundigt:
- Es gab schon etliche Anfragen hierzu seit Ankündigung der Tiroler.
- Ein BMW-Händler selbst hat eine XR (Vorführer mit einigen tausend km) dort erst kürzlich messen lassen, U.1 lag auch hier bei 93 dB.
- Man muss jedoch einen Prüfer finden, der dies einträgt (die angefragte TÜV SÜD-Niederlassung macht dies NICHT mangels Rechtssicherheit - genauso wie BMW kurzfristige Hardware-Änderungen verneint; alle Parteien sind vom Tiroler Schnellschuss und der wackligen rechtlichen Lage verunsichert (wenn etablierte Spielregeln nicht mehr gelten und missachtet werden, auf was kann man dann noch vertrauen?) und machen vorsichtshalber erstmal - NICHTS.
Konkreter: ohne einer technischen Änderung (Zubehör-ESD) welche die Eintragung eines niedrigeren Wertes begründen könnte, ist es ihnen schlicht zu ungewiss, d. h.: an diesem Standort mit Serien-ESD keine Eintragung. - Heißt im Umkehrschluss aber auch: es ist theoretisch möglich, sein Motorrad messen und diesen (niedrigeren) Standgeräusch-Wert in die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen.
Fazit:- Jeder Sachverständige wird dies anders handhaben. Im Zweifel nachfragen.
- Meinem regionalen TÜV war auch nicht bekannt, wie genau evtl. die Österreicher das Standgeräusch messen und ob es dort auch wie in Deutschland die 5 dB Toleranz-Regel gibt. Da hier auch die Umgebungsbedingungen von Relevanz sind (krasses Beispiel: einmal auf Freifläche = niedrigerer Wert, einmal im Tal gemessen = höherer Wert), können Ergebnisse höher ausfallen. In dem Fall wäre es also problematisch, einen niedrigeren Wert eingetragen als real gemessen zu haben.
- Warum BMW die XR mit 98 dB homologiert hat, wenn anscheinend (einzelne, bisher mir nur genau 2 Fälle bekannt) bis zu 5 dB niedriger real anzutreffen sind, kann nur gemutmaßt werden. Tippe auf Serienstreuung, Vereinfachung der Qualitätskontrolle im Werk, Ausnutzung der rechtlichen Vorgaben (EURO-Norm) bis Maximum, Puffer/Absicherung für die Zukunft (werden Endtöpfe mit zunehmender Laufleistung nicht lauter? Dämmmaterial?). Wäre noch eine Frage an BMW wert.
Mein Fazit:Hat sich zunächst als schnelle und potenziell bezahlbare "Lösung" angehört, wenn es mir auch widerstrebt nach den unsinnigen Tiroler Regeln zu spielen. Doch sogar wenn man einen Sachverständigen findet der die Papiere eintragungsreif für den Gang zur Zulassungsstelle macht, bleibt offen:
- Was kostet der gesamte Vorgang
- Wie belastbar ist es (schaufelt man sich nicht sein eigenes Grab, Stichwort unterschiedliche Messmethoden/Rahmenbedingungen in der Praxis, Alterung der Hardware etc.)
- Wie lange trägt es (wird nächstes Jahr auf 92 dB abgesenkt oder "nach Ermessen des Beamten" eine Messung ermöglicht oder gar vorgeschrieben (der reine Blick in den Fahrzeugschein also entfallen), das ganze sowieso rechtlich gekippt oder oder oder)
- Ist es reversibel (ein höherer Wert eintragbar)
Wer sich also auf das Niveau der Tiroler begeben (nach ihren Regeln spielen, egal wie sinnvoll oder sinnbefreit) möchte und einen willigen Sachverständigen findet, könnte seine XR auf dem Papier leiser machen lassen - sofern sie das in der Praxis (Messung) natürlich auch ist. Bessere Chancen dazu - so perfide das auch klingt - haben Fahrer mit Zubehör-Tüten, da hier ein Grund zur Überprüfung und Eintragung vorliegt, mit originalem Auspuff (kein Grund für Abnahme/Eintragung) sieht es je nach Prüfer mau aus. Alle Angaben natürlich ohne Gewähr, fragt selbst euren TÜV, DEKRA etc..