Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Die Technik der S 1000 R - S1000R.

Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Peti » 26.01.2016, 11:35

Moin zusammen!
Wie macht Ihr das eigentlich mit dem angegebenen Drehmoment, wenn ein Gewinde geschmiert wird?
Ich denke da speziell bei der S1000R an die Schrauben, die den Lenkerklemmbock halten.
Wenn man diese nun bei der Montage des Navi-Halters gegen die neuen Schrauben (M8x30 mit Innengewindebohrung) austauscht, soll man diese wegen der Materialpaarung VA und Alu mit Paste MP3 gegen Kontaktkorrosion schmieren und mit 19Nm festziehen.
19Nm ist aber bei einem geschmierten Gewinde soooo viel...das überdreht man sofort.
Ja..ich weiß...jetzt kommt wieder das "mit Gefühl"...mache ich ja auch.
Aber es muss doch da eine Regel oder sowas geben.
Betrifft ja auch Motorschrauben, die gerne gegen Titanschrauben getauscht werden. Wenn die abreißen, gute Nacht.

Kennt sich da jemand aus?
Grüße, Peter

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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Meister Lampe » 26.01.2016, 12:33

Paste MP3 ist was ... :?:

Gruß Uwe Bild
Achtung !!! " Neuer Schutzengel gesucht , meiner ist nervlich am Ende " ...


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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Iceman64 » 26.01.2016, 13:40

19Nm bleiben 19Nm !
Ob geschmiert oder nicht !
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Smarty » 26.01.2016, 13:44

Bin kein Experte aber es scheint hier unter Umständen doch Abweichungen zu geben ...

Zumindest liest man hier und da mal davon.

Beispiel:
- ungefettet (Gewinde, Konus u. Auflagefläche Felge): angegebenes Drehmoment verwenden.
- hauchdünn gefettet (""): etwas reduziertes Drehmoment, z.B. von 180 Nm auf 150 Nm
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon TTom » 26.01.2016, 13:49

Wenn eine Schmierung nicht vorgeschrieben wird, darf auch nicht gefettet werden. Das Drehmoment z. B. bei Radmuttern gilt dann nur für trockene Schrauben.
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon smiker » 27.01.2016, 13:56

hallo,

bei den radmuttern ist normalerweise der konus gemeint (der nicht gefettet sein darf).

Das angegeben drehmoment gilt in der regel für ungefettete gewinde.

Das drehmoment hat im grunde zwei"widerstände" zu überwinden: es soll die erforderliche zugvorspannung im schraubenschaft herstellen und es muss die gewindereibung dazu überwinden - diese reibung ist gefettet deutlich kleiner als "trocken".

Deshalb muss das anzugsdrehmoment bei gefetteten gewinden kleiner eingestellt werden als trocken - andernfalls ist es zu hoch, die schraube kann überdehnt werden oder abreissen.

ich hoffe dass hilft ein bisschen ...
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Peti » 27.01.2016, 15:29

Ist ja alles ganz toll und logisch und so habe ich es in meiner Frage ja auch schon selber beschrieben.
Interessant ist doch am Ende nur ein Wert, Faktor, Formel oder wie auch immer.
Nach dem Motto: wenn geschmiert, dann 70% der Angabe für ein trockenes Gewinde oder ähnlich.
Das würde helfen.
Grüße, Peter

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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Steini__22 » 27.01.2016, 15:43

wenn mein .... schön flutschik ist flutscht es ja auch besser! arbroller
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon papajo » 27.01.2016, 18:28

Die Frage läd zum "spaßige Kommentare abgeben" ein. winkG

Da du ja Zubehör montierst, würde ich den Verkäufer genau befragen.
Denn der bringt die Artikel in den Markt und ich vermute, dass sich da ein Fachmann gedanken dazu gemacht hat.
Fetten, um Korrosion zu vermeiden ist ja klar, aber warum schreiben die 19Nm, wenn dass das selbe Drehmoment wie beim Original ist? scratch

Frag den Verkäufer. Wirst ja wohl nicht der erste Kunde sein. :mrgreen:
Eala freya fresena
Wenn's Arscherl brummt, is Herzerl g'sund
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon CB-Olaf » 27.01.2016, 19:26

Hier findest Du alle Antworten:
http://www.norelem.de/xs_db/DOKUMENT_DB ... ern_DE.pdf

Viele Grüße

Olaf
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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Peti » 28.01.2016, 09:14

CB-Olaf hat geschrieben:Hier findest Du alle Antworten:
http://www.norelem.de/xs_db/DOKUMENT_DB ... ern_DE.pdf

Viele Grüße

Olaf

ThumbUP
Grüße, Peter

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Re: Drehmoment bei geschmierten Schrauben

Beitragvon Bikerspezi » 01.04.2016, 13:08

Hi Bikers Leut,

hier mal ein paar Fachinfos zu dem Thema.

Vorneweg in eigenen Worten.
Werden Schraubverbindungen insbesondere die Auflageflächen des Schraubenkopfes und der Mutter nicht geschmiert und mit einem errechneten Drehmoment von z.B 20Nm angezogen, dann frisst quasi die Reibung der Auflageflächen/Reibflächen Drehmoment auf.
Der Drehmomentschlüssel wird auf 20Nm eingestellt > es kommen aber durch die Reibverluste nur z.B 18Nm in der Schraubverbindung an. Dann ist die Verbindung zu locker und die Vorspannung in der Schraube nicht hoch genug, so das sich die Verbindung u.U. wieder lösen kann> Manchmal errechnet der Konstrukteur den Reibwert und korrigiert dann das Anzugsmoment entsprechend > er gibt Quasi ohne Schmierung 22Nm Anzugsmoment an damit 20Nm ankommen. Würde man nun schmieren würde die Verbindung mit 22 Nm angezogen und die Vorspannung wäre zu hoch (Schraube könnte überdehnt werden und somit ist die Vorspannung nicht mehr gegeben >die Verbindung kann sich event. lösen, Schraube abreisssen, Gewinde zerstört werden. Eigentlich sollte bei jeder Drehmomentangabe dabei stehen ob geschmiert wird oder nicht oder zumindest der Reibwert angegeben werden.
Benutze ich nun einen geeigneten Schmierstoff, in der Regel Schraubenpasten, wird die Reibung heruntergesetzt und die 20Nm kommen in der Verbindung als Vorspannkraft zum Tragen.....
Wenn jetzt jemand auf die Idee kommt eine geschmierte Schraubverbindung lockerer z.Bsp. nur mit 70% des erforderlichen Momentes anzuziehen...der Irrt> meistens die welche ohne Drehmomentschlüssel arbeiten und nur das eigene Gefühl als Maßstab nehmen winkG
Mehr als mit dem eingestellten Moment an dem Drehmomentschlüssel kann man ja nicht anziehen. Wer kein entsprechendes geeignetes Werkzeug verwendet und nach Gefühl anzieht lebt gefährlich...es kann dann gut gehen oder nicht....

Viel Spaß beim schmöckern und rechnen.... scratch
Quelle: Broschüre über Schraubverbindungen Firma darf hier nicht genannt werden!

Werden Schrauben in Bauteile eingeschraubt, soll in der Regel diese Schraubverbindung eine bestimmte
Vorspannkraft erreichen, die gewährleistet ,dass die zu verschraubenden Bauteile mit einer genügenden und vor
allem möglichst konstanten Kraft zusammengehalten werden.
Zur Ermittlung der ausreichenden Vorspannkräfte gibt es entsprechende Berechnungsgrundlagen, die einen
Zusammenhang zwischen dem Anziehdrehmoment MA, der Montage-Vorspannkraft FM und nicht zuletzt dem
Reibwert μ darstellen. Im elastischen Verformungsbereich der Schraube besteht zwischen dem Anziehdrehmoment MA und der Montage-Vorspannkraft FM ein linearer Zusammenhang,
dessen Steigung durch den Reibwert beeinflusst wird.
Beim Anziehen erzeugt lediglich das sogenannte Nutzdreh- oder Steigungsmoment MGST die Vorspannkraft in der Schraube. Das Kopfreibungsmoment MKR sowie das Gewindereibungsmoment MGR können nicht zur Erzeugung der Vorspannkraft genutzt werden, da hier die Reibung in der Schraubenkopf bzw.
Mutternauflage und zwischen den Gewindeflanken von Schraube und
Mutter, bzw. Gegengewinde, überwunden werden muss:
MA = MGST + MGR + MKR

Das Gewindemoment MG
(wobei MG = MGSt + MGR) kann für metrische Gewinde nach DIN 13 bei Beachtung des Steigungswinkels, der
Gewindegeometrie und der Gewindereibung berechnet werden und ergibt
sich zu
MG = FM · (0,159 · P + 0,577 · d2 · μG).
Das Kopfreibungsmoment
bestimmt sich zu
MKR = FM · μK · (DKM/2).
Somit ergibt sich das
Gesamtanziehdrehmoment
MA = FM · [0,159 · P + 0,577 · d2 · μG +
(DKM/2) · μK].
Für eine Schraube bestimmter Abmessung gemäß Norm folgt aus dieser Gleichung, dass das Anziehdrehmoment
MA nur von der Montage-
Vorspannkraft FM, dem Gewindereibwert
μG und dem Kopfreibwert μK
abhängig ist, da der mittlere Durchmesser
für das Reibungsmoment in
der Schraubenkopfauflage DKM, der
Flankendurchmesser des Schraubengewindes
d2 und die Gewindesteigung
P konstante Größen sind, die den entsprechenden
Produkt-Normen entnommen
Werde.
Während des Schraubenanziehvorganges stellen Schraubenkopf- bzw. Mutterauflage und die Werkstückauflage sowie Schrauben- und Mutterngewinde die tribologischen Reibpartner dar, die sich abhängig von dem Zwischenstoff (Schmierstoff), den Werkstoffen und den Umgebungsmedien, vor allem hinsichtlich der Reibung, unterschiedlich verhalten.
Während des Anziehvorganges entstehen hohe Flächenpressungen (bis 1 000 N/mm2)
bei einer meist relativ niedrigen Gleitgeschwindigkeit. Es kommt zu Kontakt zwischen den Oberflächen (Misch-/Grenzreibung), was wiederum die Reibung erhöht, Schäden in den Werkstoffoberflächen hervorrufen kann und die Größe der erreichbaren Montage-Vorspannkraft begrenzt. Um die genannten Effekte zu vermeiden bzw. zu minimieren, werden Schmierstoffe verwendet, an die besondere Anforderungen gestellt werden.

Wie zuvor beschrieben, wird durch einen niedrigen Reibwert der Anteil des nutzbaren Steigungsmomentes am
Anziehdrehmoment heraufgesetzt, was zu einer größeren Montage-Vorspannkraft und damit zu einer verbesserten Ausnutzung der Festigkeit der Schraubverbindungen führt.
Reibwerte zwischen 0,08 und 0,16 sind dabei nach VDI-Richtlinie 2230 bzw.VDA-Prüfblatt 235-101 anzustreben.
Gleichzeitig darf der Reibwert aber auch nicht zu niedrig werden, da unter ungünstigen Umständen die Gefahr
besteht, dass die Selbsthemmung aufgehoben wird und sich somit die Schraube selbsttätig wieder lösen kann.
Der Grenzwert liegt hier bei ca. 0,04. Bei der Auslegung einer Schraubverbindung ist auch immer die Streuung
des Reibwertes zu beachten. Sehr wichtig ist hierbei eine kleine (unvermeidbare)Streuung. Mit dem errechneten
/ vorgegebenen Anziehdrehmoment können sich durch die Streuung der
1. Günstige und zuverlässige Reibwerte
Reibwerte der Schrauben untereinander große Unterschiede in der Montage- Vorspannkraft ergeben. Dadurch
kommt es auch zu unterschiedlichen Setzerscheinungen an der Oberfläche,den Gewindeflanken und den Auflageflächen.Unzureichende Vorspannungskräfteund damit verbundene ungleichmäßige Verspannungen (z. B. bei Flanschen,Deckeln, Gehäusen) können die Folge sein.
Die nachfolgenden Vorteile können mit einem „richtigen“
Schmierstoff auf einer Schraubenverbindung erzielt werden.

MA = FM [0,16 · P + 0,58 · d2 · μG + · μK]
Schraube M10 · 1,5 · 50 nach DIN EN ISO 4017;
Werkstoff A2-70 nach DIN EN ISO 3506-1.
Mutter M10 DIN EN ISO 4032; Werkstoff A2-80 nach DIN EN ISO 3506-1
Schraube geschmiert mit …….darf ich hier nicht sagen….
P = 1,5 mm
d2 = 9,026 mm
DKM = 12,8 mm
μK = 0,105 (Mittelwert)
μG = 0,126 (Mittelwert)
FMzul = 18,4 kN für 90 % Ausnutzung der Streckgrenzspannung nach
VDI-Richtlinie 2230
➟ MA = 18,4 kN [0,16 · 1,5 + 0,58 · 9,026 · 0,126 + · 0,105] mm =
28,9 Nm
Mit der Standardabweichung des Reibwertes im Gewinde und unter Kopf SG, SK
SK = 0,011
SG = 0,032
lässt sich die Streuung der Vorspannkraft bestimmen, die bei einem
Anziehmoment MA = 28,9 Nm minimal und maximal auftreten würde.
Für μKmin = 0,105 – 0,011 = 0,094
und μGmin = 0,126 – 0,032 = 0,094
➟ FMmax = = 21,7 kN
und für μKmax = 0,105 + 0,011 = 0,116
und μGmax = 0,126 + 0,032 = 0,158
➟ FMmin = = 16,0 kN
Berechnungsbeispiel für das benötigte Anziehdrehmoment MA einer Schraubenverbindung nach VDIRichtlinie

Bei einer nur leicht geölten Schraube mit den Reibwerten
μK = 0,229 (Mittelwert)
μG = 0,303 (Mittelwert)
und den Standardabweichungen
SK = 0,041
SG = 0,058
ergibt sich FMzul = 13,8 kN für 90 % Ausnutzung der Streckgrenzspannung
aus VDI-Richtlinie 2230 und daraus das Anziehmoment
➟ MA = 45,4 Nm
und mit μKmin = 0,188
μGmin = 0,245
➟ FVmax = = 16,6 kN
und mit μKmax = 0,270
μGmax = 0,361
➟ FVmin = = 11,8 kN

Hoffe ein wenig Klarheit geschaffen zu haben........ plemplem :ahh:

Im Übrigen.......Schrauben für Fahrzeugräder werden zwar nicht geschmiert, sollten aber schon. Nur heutzutage ist das nicht mehr notwendig da die Meisten Hersteller die Schrauben Gleitlack-Beschichten um einen definierten Reibwert zu haben!!!!Deswegen brauch man diese Dinger auch nicht schmieren > Gerade aktuell da alle wieder auf Sommerräder wechseln. Verwendet Euer Reifenhändler kein Drehmomentschlüßel ist es ein Stümper nogo

VG
Kurti aus Südbaden /Tribologe / Schmierstoffexperte (Tribologie> Die Lehre der Reibung und des Verschleiß)
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VG und die Linke zum Gruß
Kurti
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