S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstrecke?

Alle Infos rund um die Roadster S 1000 R - S1000R.

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon poloplayer » 24.09.2014, 09:43

Hallo MSHPU!

Was genau denkst du, kann ich auf der S1000R nicht lernen? Was genau gibt es eigentlich zu lernen? Hier mein derzeitiger Wissensstand mit der Liste der Dinge, auf die ich mich konzentriere (kompetente Kommentare immer willkommen):

  1. Lockerheit (hauptsächlich in Händen und Unterarmen).
  2. Blickrichtung auf Einlenkpunkt und kurz davor auf Scheitelpunkt und kurz davor auf Kurvenausgang, also immer flüssig weit genug voraus.
  3. Richtige Haltung auf dem Motorrad, d.h.: kurveninnere Schulter nicht nach vorne nehmen, Oberkörper mehr (oder mindestens so weit) rauslehnen als Unterkörper, kurvenäußeres Knie am Tank.
  4. Meine Lenkimpulse müssen intensiver werden, damit ich das Motorrad schneller in Schräglage bringe.
  5. Mein Bremsen vor der Kurve muss später aber nicht abrupt erfolgen und sich lang in die Kurve bis kurz vor den Scheitelpunkt hineinziehen.
  6. Ich muss kurz nach dem Scheitelpunkt wieder früher ans Gas gehen, auch weich und nicht abrupt, dafür aber stetig zunehmend. Dafür muss ich ein Gefühl für die Traktion entwickeln.
  7. Punkte 5 und 6 sorgen dafür, dass die Schräglage zunehmen wird und auch dabei muss ich ein Gefühl entwickeln, wie viel ich den Reifen bei den jeweils herrschenden Bedingungen zumuten kann.
Wo denkst du behindert mich jetzt die S1000R bei diesen Punkten? Mir ist klar, dass wenn ich bei einem gegebenen Könnensstand (eine gewisse Gewöhnungsphase vorausgesetzt) mit einer S1000RR schneller wäre als mit einer S1000R, weil die Leistung höher ist, der Windschutz besser und die sportliche Haltung dem Hangoff-Fahren zuträglicher. Aber all diese Vorteile kann ich doch auch ernten, wenn ich in den oben genannten Punkten auf einer S1000R besser geworden bin.

Mir ist noch klar, dass der breitere Lenker mehr Korrekturen in nicht optimal gefahrenen Kurven ermöglicht. Aber das würde das Lernen doch nur sicherer machen. Dass ich korrigieren musste und demzufolge ein Fehler vorausging, werde ich ja trotzdem merken und hoffentlich immer besser abstellen.

Es übrigens ja auch nicht so, dass ich nicht gerne auf einer S1000RR fahren würde. Ich finde die sieht viel sportlicher und damit besser aus. Meine vielen Komplexe könnte ich damit also noch besser überspielen als mit einer Naked-Bike-Egoprothese. Aber ich mache mir einfach Sorgen, dass der überstreckte Nacken mir mehr Probleme macht als löst.

Gruß Oliver

PS: Das mit der Forumsetikette sehe inzwischen ganz entspannt. Ich versuche mich vorbildlich zu verhalten, aber auch tolerant damit umzugehen, wenn andere das nicht tun. Ich habe selbst viele Jahre ein großes Forum geführt (14 Mio. Views) und darin findest du wahrscheinlich die ausgefeiltesten Etikette- und Stil-Hinweise, aber wenn man darauf zu sehr beharrt, so wie ich das eine Weile getan habe, wird man wahnsinnig.
Mein Motorrad-Video-Blog : http://heuler.de/sport#motorrad
Benutzeravatar
poloplayer
 
Beiträge: 34
Registriert: 06.09.2014, 16:35
Motorrad: RR ‘15, RSV4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon Advokatleipzig » 24.09.2014, 10:40

....zumal die Frage ist, ob die Clubregeln eines englischen Herrenclubs von Mitgliedern mit Cambridge- oder wahlweise Oxford-Abschluss in Interforen wirklich sinnvoll sind..... ;-)
Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird (C. Morgenstern)
Benutzeravatar
Advokatleipzig
 
Beiträge: 299
Registriert: 23.12.2013, 19:00
Wohnort: Leipzig
Motorrad: BMW R1200RS/BMW HP4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon JoeyDunlop » 24.09.2014, 11:18

Ich hoffe das steht jetzt nicht im Widerspruch mit der "Forumsetikette", und bitte nicht falsch verstehen Oliver- aber wenn die Zeit einfach mit Fahren verbringen würdest anstatt Dich dermassen in theoretische Abläufe reinzuspinnen wärst wohl schon ein ganzes Stück weiter :o
Bin mir ziemlich sicher dass den meisten schnellen Leuten gar nicht bewusst ist dass all diese Abläufe gibt :)
JoeyDunlop
 
Beiträge: 54
Registriert: 25.05.2014, 22:51
Motorrad: BMW S1000R

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon poloplayer » 24.09.2014, 12:02

Joey, da kann ich dich beruhigen:

  1. Wenn ich die Wahl hätte zwischen Fahren auf der einen Seite und Bücherlesen, Videos studieren, Nachdenken, Forumsbeiträge lesen und schreiben auf der anderen Seite, dann wählte ich immer das Fahren. Aber leider habe ich keine Rennstrecke vor der Türe.
  2. Als Golflehrer mit 25 Jahren Erfahrung kann ich dir sagen, dass die optimalen Lernstile der Menschen unglaublich unterschiedlich sind. Du bekommst einen Gefühlslerner nie dazu, viel zu denken — und einen Gehirngesteuerten nie dazu, das Denken einzustellen. Jeder muss auf seine Weise lernen. Sicher dürfen es beide nicht übertreiben, aber so wird weder das Gehirn des Gefühlslerners vollkommen ausgeschaltet sein, noch werde ich völlig gefühllos über die Strecke heizen. Aber eines ist sicher: Der eine käme mit der Lernmethode des anderen überhaupt nicht weiter. Am besten man sucht sich auch einen Lehrer, der einem ähnlich ist. Deshalb bin ich mit Jürgen Fuchs ja so glücklich. Der erzählte übrigens von ein, zwei namhaften Fahrern (Namen sind der Redaktion bekannt), die er mal zu bestimmten Rennstrecken befragt hat und wie man diese oder jene Kurve fahren müsse. Die Antworten waren erschreckend, eben weil das Gefühlsfahrer waren und die eigentlich noch nie so richtig darüber nachgedacht haben.
  3. Ein weiterer Faktor ist die Talentmenge: Je mehr Talent jemand hat, desto weniger muss er nachdenken. Es klappt ja auch so. Leute mit wenig Talent haben keine Wahl — sie müssen nachdenken, selbst wenn sie Gefühlsmenschen sind, sonst lernen sie es nicht. Ich gehöre bestimmt nicht zu den Untalentierten, aber ich habe auch nicht übermäßig viel Talent, sodass mir alles zufällt. Da kenne ich andere, die in allen Sportarten bei gleichem Trainingsaufwand viel weiterkommen als ich.
  4. Ein Faktor ist auch das Alter: Alles, was man vor 12-14 Jahren lernt, wird so verinnerlicht, dass man nie mehr darüber nachdenken muss. Was man danach lernt, läuft eher über den Verstand und setzt sich auch nie mehr so tief. Gott sei Dank habe ich das Fahrradfahren mit 4 gelernt und das Einradfahren mit 13, aber Motorradfahren leider zu spät. Ich hatte nie ein Mofa, Mockik (lustiges Wort, oder?), Kleinkraftrad oder Leichtkraftrad.
So, jetzt bist du Schuld, dass ich schon wieder zehn Minuten hier verbracht habe.
Mein Motorrad-Video-Blog : http://heuler.de/sport#motorrad
Benutzeravatar
poloplayer
 
Beiträge: 34
Registriert: 06.09.2014, 16:35
Motorrad: RR ‘15, RSV4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon mehrschbass » 24.09.2014, 12:25

Alles was dazu beitraegt, entspannt fahren zu koennen und moeglichst unmittelbar Feedback ueber das Fahrwerk und den Lenker von der Strasse und dem Bike selbst aufzunehmen ist gut. Das geht eigentlich mit jedem Motorrad - meiner Meinung nach unmittelbarer sogar mit einem richtig schlechten Fahrwerk, als mit einem topmodernen, elektronisch unterstuetzen Fahrwerk. Der Lerneffekt auf einer SR500 ist sicherlich direkter, schneller, eindringlicher als auf einer R / RR / Tuono etc. - leider geht auch ein hoeheres Risiko damit einher und es ist auf einer Rensstrecke nicht praktikabel. Aber auf abgesperrten Kursen bei Veranstaltungen ohne Renncharakter ist das vorstellbar. Einstellungen am Fahrwerk und optimale Reifenwahl bringen auch bessere, sprich deutlich erfahrbare und fuehlbare Effekte - und damit auch besseres Verstehen und daraus abgeleitetes Wissen fuer weitere Fortschritte und Verbesserungen.
Meine persoenliche Erfahrung ist die, dass man dazu neigt, sich selbst wegen des tollen Materials auch einem hohen Druck auszusetzen. Die Kunst besteht erst einmal - bei Schueler wie Lehrer - diesen Druck wegzunehmen und damit die Voraussetzungen zu schaffen fuer einen 'normalen' und dem Schuelertypus angepassten Lernprozess.
Diese Schulungspraxis kenne ich nicht (hier: im Hobbymotorradsport). Ich hatte einige Instruktoren, habe auch dazu gelernet und werde weiter Instruktoren haben - aber das Trainingskonzept und -angebot, das alle wichtigen Element unter einen Hut bringt gibt es meiner Meinung nach nicht. Hier in Deutschland ist vieles zu sehr auf 'schnell und einigermassen sicher im Kreis rumfahren' ausgelegt. Das ist jetzt keine Beschwerde, sondern eine Feststellung ueber Randbedingungen, die angepasstes Lernen und damit schnelle Fortschritte eher erschweren.
Gruss André
_______________________________________________________
You'll feel much better once you've given up hope...
http://cdn3.spiegel.de/images/image-379 ... 9-xnsj.jpg

Bild
Benutzeravatar
mehrschbass
 
Beiträge: 2886
Registriert: 29.10.2012, 10:01
Wohnort: Pfalz
Motorrad: HP4, GS-BBB

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon Advokatleipzig » 24.09.2014, 12:40

@Andre: Ich kann nur beipflichten, auch wenn ich seit meinem Wiedereinstieg dieses Jahr teils gar nicht so schlechte Erfahrungen gemacht habe. Also eine echte Marktlücke????
Gruß
Klaus
Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird (C. Morgenstern)
Benutzeravatar
Advokatleipzig
 
Beiträge: 299
Registriert: 23.12.2013, 19:00
Wohnort: Leipzig
Motorrad: BMW R1200RS/BMW HP4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon JoeyDunlop » 24.09.2014, 12:47

poloplayer hat geschrieben:Joey, da kann ich dich beruhigen:

  1. Wenn ich die Wahl hätte zwischen Fahren auf der einen Seite und Bücherlesen, Videos studieren, Nachdenken, Forumsbeiträge lesen und schreiben auf der anderen Seite, dann wählte ich immer das Fahren. Aber leider habe ich keine Rennstrecke vor der Türe.
  2. Als Golflehrer mit 25 Jahren Erfahrung kann ich dir sagen, dass die optimalen Lernstile der Menschen unglaublich unterschiedlich sind. Du bekommst einen Gefühlslerner nie dazu, viel zu denken — und einen Gehirngesteuerten nie dazu, das Denken einzustellen. Jeder muss auf seine Weise lernen. Sicher dürfen es beide nicht übertreiben, aber so wird weder das Gehirn des Gefühlslerners vollkommen ausgeschaltet sein, noch werde ich völlig gefühllos über die Strecke heizen. Aber eines ist sicher: Der eine käme mit der Lernmethode des anderen überhaupt nicht weiter. Am besten man sucht sich auch einen Lehrer, der einem ähnlich ist. Deshalb bin ich mit Jürgen Fuchs ja so glücklich. Der erzählte übrigens von ein, zwei namhaften Fahrern (Namen sind der Redaktion bekannt), die er mal zu bestimmten Rennstrecken befragt hat und wie man diese oder jene Kurve fahren müsse. Die Antworten waren erschreckend, eben weil das Gefühlsfahrer waren und die eigentlich noch nie so richtig darüber nachgedacht haben.
  3. Ein weiterer Faktor ist die Talentmenge: Je mehr Talent jemand hat, desto weniger muss er nachdenken. Es klappt ja auch so. Leute mit wenig Talent haben keine Wahl — sie müssen nachdenken, selbst wenn sie Gefühlsmenschen sind, sonst lernen sie es nicht. Ich gehöre bestimmt nicht zu den Untalentierten, aber ich habe auch nicht übermäßig viel Talent, sodass mir alles zufällt. Da kenne ich andere, die in allen Sportarten bei gleichem Trainingsaufwand viel weiterkommen als ich.
  4. Ein Faktor ist auch das Alter: Alles, was man vor 12-14 Jahren lernt, wird so verinnerlicht, dass man nie mehr darüber nachdenken muss. Was man danach lernt, läuft eher über den Verstand und setzt sich auch nie mehr so tief. Gott sei Dank habe ich das Fahrradfahren mit 4 gelernt und das Einradfahren mit 13, aber Motorradfahren leider zu spät. Ich hatte nie ein Mofa, Mockik (lustiges Wort, oder?), Kleinkraftrad oder Leichtkraftrad.
So, jetzt bist du Schuld, dass ich schon wieder zehn Minuten hier verbracht habe.



Nun, mal ein wenig darüber nachgedacht muss ich Dir wohl in so ziemlich allen Punkten recht geben ThumbUP

Ich war dann wohl eher der "Gefühlsfahrer" immer, denn über all die Dinge habe ich mir noch nie so genau Gedanken gemacht :o
JoeyDunlop
 
Beiträge: 54
Registriert: 25.05.2014, 22:51
Motorrad: BMW S1000R

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon poloplayer » 24.09.2014, 14:59

Hallo André!

mehrschbass hat geschrieben:Das geht eigentlich mit jedem Motorrad - meiner Meinung nach unmittelbarer sogar mit einem richtig schlechten Fahrwerk, als mit einem topmodernen, elektronisch unterstuetzen Fahrwerk. […] Einstellungen am Fahrwerk und optimale Reifenwahl bringen auch bessere, sprich deutlich erfahrbare und fuehlbare Effekte - und damit auch besseres Verstehen und daraus abgeleitetes Wissen fuer weitere Fortschritte und Verbesserungen.

Klingt überzeugend. Das spräche eher für die Tuono statt für die S1000R mit DDC. Jürgen Fuchs meinte ja auch, dass das DDC verzichtbar wäre. Der Ex-Rennfahrer Roland Matthes empfahl mir bei vermehrtem Rennstrecken-Einsatz der Tuono, das Fahrwerk zu tunen. Zwar nicht das ganz große Öhlins-Programm mit TTX-Federbein und Gabelkit, aber das kleinere Federbein für 930 €, Lenkungsdämpfer 400 € und ein kleines Gabeltuning der Seriengabel (400 €). Hältst du das für sinnvoll?

mehrschbass hat geschrieben:Meine persoenliche Erfahrung ist die, dass man dazu neigt, sich selbst wegen des tollen Materials auch einem hohen Druck auszusetzen.

Da habe ich keine zu großen Bedenken. Ich fahre ja sowieso meist nur mit Instruktor ohne andere in der Gruppe, und da ist es mir Wurst, wenn uns hin und wieder andere überholen. Wenn ich in der nächsten Saison einen Laptimer am Lenker habe, brauche ich auch nicht mehr auf die große Anzeigentafel zu schauen, wo die Neigung bei mir schon immer groß war, mich mit anderen zu vergleichen. Auf die Weise habe ich mir das Drachenfliegen zu schnell versaut, und den Fehler werde ich nicht wiederholen.
Mein Motorrad-Video-Blog : http://heuler.de/sport#motorrad
Benutzeravatar
poloplayer
 
Beiträge: 34
Registriert: 06.09.2014, 16:35
Motorrad: RR ‘15, RSV4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon mehrschbass » 24.09.2014, 15:22

Hallo Oliver,

poloplayer hat geschrieben:... Zwar nicht das ganz große Öhlins-Programm mit TTX-Federbein und Gabelkit, aber das kleinere Federbein für 930 €, Lenkungsdämpfer 400 € und ein kleines Gabeltuning der Seriengabel (400 €). Hältst du das für sinnvoll?


Ich weiss keine Antwort - weder kenne ich den Thunfisch, noch verfuege ich ueber ausreichend Qualifikation und/oder Erfahrung, um ein Urteil ueber die Komponenten grundsaetzlich abgeben zu koennen.
Was ich aber weiss ist, dass ich mit meinem fahrerischen Koennen, meiner physischen und psychischen Verfassung (das umfasst auch die Aspekte 'Mut', 'Eier', Kondition etc.) nicht besonders nahe an die Ebene komme, ab der du ueberhaupt unterscheiden muesstest zwischen einem guten und einem sehr guten Fahrwerk und den Komponenten, die dieses ausmachen.
Andersrum gesagt: Ich wuerde auch mit einer R6 genauso um den Ring eiern wie mit meiner HP4 (ich fahre Gruppe C im oberen Mittelfeld, also noch viel 'room for improvement'). Moeglicherweise haette ich leichteres Spiel mit der R6, aber das ist Spekulation, da ich keine habe.
Ich unterschaetze dabei aber auch nicht das 'gute Gefuehl' das mir die Elektronik der HP gibt. Wer weiss, wo ich mit einer ollen R6 bereits gelandet waere scratch im Kiesbett oder gar bei den Sanis :lol:

poloplayer hat geschrieben:Da habe ich keine zu großen Bedenken. Ich fahre ja sowieso meist nur mit Instruktor ohne andere in der Gruppe, und da ist es mir Wurst, wenn uns hin und wieder andere überholen. Wenn ich in der nächsten Saison einen Laptimer am Lenker habe, brauche ich auch nicht mehr auf die große Anzeigentafel zu schauen, wo die Neigung bei mir schon immer groß war, mich mit anderen zu vergleichen. Auf die Weise habe ich mir das Drachenfliegen zu schnell versaut, und den Fehler werde ich nicht wiederholen.


Gut, dass Du das kannst!

Ich finde, dass eine gute mentale Vorbereitung (alleine oder mit Coach) eine nicht zu unterschaetzende Vorbereitung fuer jedes Training ist. Ich habe juengst in Most erlebt, dass wenn man sich nicht gut selbst konditionieren (und beherrschen) kann, man sehr schnell in kritische Risikobereiche kommen kann und auf Grund des daraus erwachsenden Drucks oder Unwohlseins, der Spassfaktor natuerlich auch leiden wird. Aber auch das gehoert zum Lernen dazu und darf einen nicht aufhalten...
Gruss André
_______________________________________________________
You'll feel much better once you've given up hope...
http://cdn3.spiegel.de/images/image-379 ... 9-xnsj.jpg

Bild
Benutzeravatar
mehrschbass
 
Beiträge: 2886
Registriert: 29.10.2012, 10:01
Wohnort: Pfalz
Motorrad: HP4, GS-BBB

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon ronrace » 24.09.2014, 16:28

@poloplayer
ich würde mal unterscheiden ob das motorrad nur für rennstrecke ist oder auch für landstrasse und ev. touren.
für mich wäre es am wichtigsten sich auf dem motorrad wohl zu fühlen. probier doch mal alle deine favoriten aus und entscheide dich dann. ich denke es ist dann nicht so wichtig ob die traktionskontrolle 8fach einstellbar ist oder nicht. das alleine macht dich nicht schnell. da kommt so ein zonko "reitwagen" und lässt dich mit einem moped von 100 ps ohne technik schnick-schnack dann mal locker stehen, vor allem auf der landstrasse. ich will sagen, dass der fahrer immer noch am meisten ausmacht ob man schnell ist oder nicht.
ronrace
 
Beiträge: 51
Registriert: 06.06.2014, 11:28
Motorrad: S1000R 14

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon poloplayer » 24.09.2014, 17:07

Ich fahre mit dem Motorrad immer nur 20 Minuten zur Arbeit und längere Touren sind nur zur Rennstrecke, meist nach Groß Dölln, also auch nur 100 km. Da tut es jedes nackte Motorrad mit aufrechter Sitzposition. Ich bin schon beide gefahren. Die S1000R am Sachenring einen ganzen Tag lang und zweimal je zwei Stunden in der Stadt. Die Tuono bin ich einen Tag lang auf der Rennstrecke in Rijeka gefahren und Montag fahre ich sie in der Stadt Probe. Ich glaube auch, dass ich mit beiden keinen großen Fehler mache. Aber trotzdem will ich natürlich ganz genau darüber nachdenken, bevor ich 15.000 oder bis zu 20.000 mit Fahrwerks-Tuning und Kleinigkeiten auf den Tisch lege.
Mir geht es auch weniger darum, mit welchem der beiden Motorräder oder mit welchem Feature ich schneller bin, sondern eher darum, was mich am meisten beim Lernen unterstützt, welche am sichersten ist und welche den meisten Spaß beim Fahren bringt. Leider kann man als Anfänger alles noch nicht so gut spüren, deshalb höre ich mir natürlich auch gerne den Rat von erfahreneren Piloten an. Hier in der DDR gibt es auf dem Land auch nur wenige »Zweikämpfe« auf der Landstraße. Wenn man überhaupt mal ein Zweirad sieht, dann meist solche Modelle.
Mein Motorrad-Video-Blog : http://heuler.de/sport#motorrad
Benutzeravatar
poloplayer
 
Beiträge: 34
Registriert: 06.09.2014, 16:35
Motorrad: RR ‘15, RSV4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon ronrace » 24.09.2014, 17:36

ok..alles klar :D dann denke ich bist du so gut aufgehoben. ich fahre halt fast nur im schwarzwald, dolomiten, savoyen (les grandes alpes) oder sardinien, dafür weniger auf der rennstrecke da diese weiter entfernt sind.
ronrace
 
Beiträge: 51
Registriert: 06.06.2014, 11:28
Motorrad: S1000R 14

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon poloplayer » 01.10.2014, 11:55

Hier jetzt der versprochene Bericht:

So, die Entscheidung ist gefallen. Ich war vorgestern zum Probefahren in Dortmund und Neuss und gestern auf der Intermot. In Dortmund bin ich vormittags noch einmal eine S1000R probegefahren, obwohl ich das ja schon zweimal auf der Straße und einen Tag lang auf dem Sachsenring getan habe, aber ich wollte eben den direkten Vergleich zur Nachmittagsfahrt mit der Tuono. Die S1000R klang in meinen Ohren (mit individuell angefertigten Ohrstöpseln) auf einmal sehr laut und dröhnig, der Schaltassistent erschien hackelig, das Handling eher zäh. Während der Fahrt dachte ich noch: Wenn die Aprilia sich ähnlich fährt, brauche ich vielleicht gar kein neues Motorrad. Ich will ja nicht 30-40 große Scheine auf den Tisch legen, um dann keine Steigerung zu meiner Z800 zu erfahren. Was mir aber noch mal positiv auffiel, war das unglaubliche Drehmoment im Keller. Man kann wirklich aus dem 6 Gang bei 50 aufdrehen und bekommt ganz schnell vehementen Vortrieb. Geliebt habe ich auch den Tempomaten, den ich viel eingesetzt habe. Und genossen habe ich wieder die Bremse, die mit einem Finger brachiale Verzögerungen ermöglicht. Ebenso genossen habe ich das Ändern der Dämpfung: bei schlechten Straßen auf weich, bei sportlichen Passagen auf härter. In Dortmund gibt es bei der Justizvollzugsanstalt Schwerte eine Strecke, die für Motorräder am Wochenende gesperrt ist, weil da sonst wegen der schönen Kurven zuviel gefahren wird. Da konnte ich ein paar Mal auf und ab fahren. Wobei mir hier auch wieder klar wurde: Richtigen Fahrspaß bekommt man nur auf der Rennstrecke. Wenn man den in Schwerte bekommen wollte, müsste man zu viel riskieren. Ich lese gerade die obere Hälfte des Motorrades von Spiegel und werde danach auf der Straße sicher noch vorsichtiger fahren.
Am Nachmittag ging es also zu Roland Matthes von WSC nach Neuss: Nettes Ambiente, schöne Werkstatt. Matthes will, dass ich erst fahre, bevor wir viel quatschen. Er lässt die Tuono an, und der Klang ist live natürlich noch besser als auf YouTube. Die Tuono, die ich in Rijeka gefahren bin, hatte einen Akrapovic Slip-On und klang daher gedämpfter. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass ein Motorrad noch besser klingen kann, als eine Tuono mit Serienauspuff.
Jetzt endlich drauf und los: Die Haltung ist so bequem, dass ich die ganze Fahrt nicht über Lenker, Fußrastenstellung, meine Knie, meinen Nacken oder Rücken nachdenke. Die Sitzbank ist straff, aber nicht zu straff. Nach dem Einbiegen in die erste Seitenstraße wird klar: Das Ding fährt sich als wöge es 100 Kilogramm. Unglaublich, was die gute Positionierung des kompakten V4s ausmacht. Zusammen mit dem breiten Lenker muss das die Handlichste 1000er sein, die es gibt. Hätte die Probefahrt nur 2 Minuten dauern dürfen — es hätte gereicht, um mich den Kaufvertrag unterschreiben zu lassen. Ich bin natürlich weiter gefahren und habe mit den acht Stufen der Traktionskontrolle gespielt und mich immer mehr getraut. Für mich wird das auf der Rennstrecke sicher ein klarer Vorteil gegenüber den nur drei Programmen der S1000R: So kann ich mich immer weiter vortasten und die Traktionskontrolle Stück für Stück zurückschrauben.
Was mir negativ auffiel: Die Bremse benötig mehr Kraft als die der BMW. Das Drehmoment in den niedrigen Drehzahlen ist deutlich schlechter als bei der BMW. Aber es machte mir nicht viel aus, denn das Schalten mit der Tuono macht Spaß. Tatsächlich animiert einen dieses Motorrad zu einer viel dynamischeren Fahrweise. Man möchte einfach immer wedeln, den Motor hören, also Gas geben und auch schalten, wobei der Schaltautomat um ein Vielfaches weicher ist als der der BMW. Am Ende sage ich zu Roland Matthes auf seine Frage, wie es war: »Die BMW ist wie ein Tourenmotorrad und das hier ist ein Sportler.«
Irritiert haben mich zu Anfang die deutlich hörbareren Geräusche der Kette, des Getriebes und sonstigen mechanischen Teilen, die ich mangels technischem Sachverstand nicht zuordnen kann. Es klang fast so wie eine alte Ducati, die ich bei einem Lehrgang mal eine Runde in Aschersleben gefahren bin. Und danach wusste ich, was für ein Motorrad ich nie haben will.
Nachher erklärte mir Matthes, dass die entsprechenden Teile bei Aprilia eben solider und mit weniger Fokus auf Gewichtsersparnis gebaut werden. Deshalb hört man sie mehr. Die mangelnde Spitzigkeit unten heraus kann man durch ein anderes Ritzel vorne beseitigen. Das kostet nur 8 kmh Endgeschwindigkeit und bei Bedarf kann man sogar hinten auch noch einen Zahn zulegen.

Jetzt haben wir gemeinsam besprochen, was ich alles an Zubehör brauche. Die Liste war lang: Lenkungsdämpfer, Gabeltuning, Öhlins-Federbein, andere Reifen, Schmiedefelgen und so weiter. 20.000 Euro sind da ganz schnell erreicht und auch überschritten. Und nun kamen Roland Matthes und ich gleichzeitig auf die selbe Idee: Warum nicht einen anderen Lenker an eine RSV4 schrauben? Also musste ich die erst mal probefahren, denn der Motor ist ja anders. Für die Probefahrt konnte ich mit der Sitzposition und den Lenkerstummeln gut leben. Die Entrücke:
Die RSV4 — ich bin gleich die Factory gefahren, denn für die Rennstrecke kommt nur die infrage — klingt noch ducatioöser und hat nicht ein ganz so schönes Brabbeln in den niedrigen Drehzahlen. Dafür klingt sie oben herum eine Spur besser als die Tuono. Der Lenker kostet gefühlt viel von der Handlichkeit der Tuono, aber den würde ich ja ändern. Den Vorteil der Schmiederäder konnte ich ehrlich gesagt nicht fühlen. Da muss ich auf Roland Matthes vertrauen, der sagt, dass das Umlegen auf der Rennstrecke merklich besser wird. Die Mehrleistung oben herum habe ich mir eingebildet fühlen zu können, aber die besseren Dämpfer konnte ich auch nicht spüren. Die Aprilia will eben auch hart gefahren werden, um ihre Stärken ausspielen zu können, und das mache ich nur auf der Rennstrekce. Die bessere Bremse vorne war allerdings sofort zu merken. So muss eine Bremse funktionieren.
Während der Fahrt überlege ich, ob ich wirklich 7500 Euro mehr ausgeben will. Das ist die Differenz des Listenpreises von der Tuono zur Factory. Der Vorteil wäre, dass ich beim Verkauf dann auch alle Teile, die ich bei der Tuono erst nachrüsten muss und bei der Factory Serie sind, entsprechend honoriert bekomme. Bei einer wild getunten Tuono sehe ich das zusätzliche Geld nie wieder.
Die Frage war schnell entschieden, als Roland Matthes mir sagt, dass er eine neue Vorjahresfactory, die baugleich ist, für 17999 Euro hat. Da komme ich dann mit Kleinzeug und Lenkerumbau auch auf 20.000 Euro, aber habe ein viel wertvolleres und besseres Motorrad. Leider sind die Farben erschreckend: Goldene Felgen. Und rot-schwarz ist eigentlich auch nicht meine Vorstellung von einem dezenten Motorrad (die Tuono hätte ich in schwarz-weiß genommen). Hier ein hochauflösendes Bild. Da muss ich menschlich noch ganz schön wachsen, bevor ich mich mit goldenen Felgen nicht schäme. Die Alternative ist umspritzen (200 Euro für die Felgen) und das Motorrad so zu bekleben, wie ich es haben will (500 Euro).
Gestern bin ich dann noch auf die Messe gefahren, um zu erfahren, ob es irgendwelche Neuerungen gibt, die meine Entscheidung beeinflussen, aber das war nicht der Fall. Jetzt nehme ich die Factory erstmal so, fahre sie noch bis zum Winter und entscheide mich bezüglich der Farben bei der ersten Inspektion. Ich versuche dann auch statt des Tuono-Lenkers erst mal höhere und breitere Stummel.
So, damit verabschiede ich mich aus dem BMW-Forum und wechsele jetzt ins Aprilia-Forum. Leider ist da ist nicht so viel los. Es war schön mit euch. Ich habe viel gelernt und bedanke mich noch mal für die zahlreichen Antworten und Tipps.

Euer Oliver
Mein Motorrad-Video-Blog : http://heuler.de/sport#motorrad
Benutzeravatar
poloplayer
 
Beiträge: 34
Registriert: 06.09.2014, 16:35
Motorrad: RR ‘15, RSV4

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon mehrschbass » 01.10.2014, 12:00

Good luck ! Wenn's nicht passt kannst Du ja wieder zurueck kommen winkG
Gruss André
_______________________________________________________
You'll feel much better once you've given up hope...
http://cdn3.spiegel.de/images/image-379 ... 9-xnsj.jpg

Bild
Benutzeravatar
mehrschbass
 
Beiträge: 2886
Registriert: 29.10.2012, 10:01
Wohnort: Pfalz
Motorrad: HP4, GS-BBB

Re: S1R richtig für fortgeschrittene Anfänger auf Rennstreck

Beitragvon Spotty » 01.10.2014, 13:23

Viel Spaß mit der RSV. Tolles Bike nur leider viel zu klein für meine Größe.
Von der S1000R über Tuono zur RSV... ich hätte dann die neue S1000RR oder eine HP4 genommen.
Benutzeravatar
Spotty
 
Beiträge: 148
Registriert: 09.08.2012, 21:50
Motorrad: S1000RR BJ.13

VorherigeNächste

Zurück zu R - S 1000 R - Allgemein - S1000R



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 41 Gäste